Ernährung – der Weg durch unseren KörperLesezeit ~ 7 Min.

Von Torsten Seidel, 24. Februar 2020, aktualisiert am 23. Juni 2021.

Wer macht sich beim Essen eigentlich Gedanken darüber, welche Wege die Nahrung beim Verdauen einschlägt? Es ist spannend zu sehen, wie einzelne Abläufe funktionieren und was für den vollständigen Verstoffwechselung alles nötig ist. Dieser Beitrag soll in Kürze über die Anatomie der Verdauung informieren und bietet sicher auch neue Erkenntnisse.

Die Verdauung der Nahrung

Der gesunde Darm
Ernährung – der Weg durch unseren Körper

Unser Körper ist ein Meisterwerk der Schöpfung. So viele Abläufe und Funktionen sind nötig, dass eine gute Verdauung möglich ist. Kaum jemand stellt sich die Fragen, was mit dem Mittagessen im Körper eigentlich so genau passiert. Und schlussendlich wird es auch nur wenige interessieren, solange es nicht zu Verdauungsbeschwerden führt. Erst dann kommt ein vager Verdacht, „hier stimmt etwas nicht“. Im Folgenden möchte ich einfach veranschaulichen, welche Prozesse die Nahrung durchläuft.

Mund/ Zähne – die Nahrungsaufnahme

Es beginnt alles auf den Teller und der anschließenden Aufnahme der Nahrung. In diesem Schritt ist gutes Kauen sehr wichtig. Oft wird schon nach wenigen Sekunden geschluckt, doch das ist alles andere als gut. Im Zeitdruck oder auch aus Gewohnheit wird das Essen heute oft förmlich verschlungen. Doch gibt es ein altes Sprichwort: „gut gekaut ist halb verdaut“. Und da ist natürlich etwas dran. Denn durch ungenügendes Kauen kommen zu große Stücke in den Magen und später auch im Darm an und sorgen für Verdauungsprobleme. Die Folge können unter anderem Blähungen und Bauchschmerzen sein. Schlussendlich tritt auch das Sättigungsgefühl erst nach ca. 20 Minuten ein. „Schnellesser“ nehmen also oft auch schneller zu und werden nicht satt.

Aber gutes Kauen ist auch nötig, damit die Speicheldrüsen Enzyme für die Kohlenhydrat-Verstoffwechselung (Alpha-Amylase) mit auf den Weg geben können und bereits eine Vorverdauung beginnen kann. Der Speichelfluss sorgt nebenbei auch dafür, dass es weniger zu Karies kommt. Neben dem Enzym für die Kohlenhydrat-Verdauung wird auch ein anderes Enzym für die Fettverdauung (Zungengrund-Lipase) mit auf dem Weg gegeben.

Der Magen

Als nächstes erreicht die hoffentlich gut gekaute Speise den Magen. Hier finden etliche Prozesse statt. Im folgenden nur eine kleine Übersicht: Zunächst muss die Nahrung (aber auch Getränke) auf Körpertemperatur erhitzt – oder heruntergekühlt werden. Dieser Schritt kann verkürzt werden, wenn die Nahrung bereits mit Körpertemperatur gegessen wird.

Das saure Milieu des Magens, dass sich bei einem pH-Wert um 1-2 bewegt, tötet schlechte Bakterien und Parasiten ab und ist unerlässlich bei der Bildung des Speisebreis. Pro Tag werden je nach Nahrung 1,5 bis 3 Liter Magensaft gebildet. Um so schlechter die Nahrung vorgekaut wurde, um so mehr Säure ist nötig. Über Jahrzehnte kann sich diese erschöpfen und ein Magensäure-Mangel kann entstehen und ebenfalls zu Sodbrennen führen. Für einen Mangel kann es natürlich auch andere Gründe geben.

Die über die Speicheldrüsen mitgegebenen Enzyme für die Kohlenhydrat-Verstoffwechselung arbeiten im sauren Milieu nicht und werden erst im leicht basischen Dünndarm aktiv. Dafür beginnen im Magen die Enzyme für die Fett- und Eiweißverdauung ihre Arbeit.

Darüber hinaus wird ein Transporterprotein für die Vitamin B12-Aufnahme (Intrinsic-Faktor) hier erzeugt. Nur wenn alle Prozesse optimal laufen, kann eine ausreichende Aufnahme der Mineralstoffe und Spurenelemente gewährleistet werden.

Knurrt der Bauch? Dieses Geräusch kommt vom Magen und entsteht durch die Bewegung des Magens. Der Magensaft mischt sich mit Luft und wird herumgewirbelt. Diese Kontraktion wird auch Hungerkontraktion genannt und verlangt nach Essen 🙂

Verweildauer im Magen

Bevor wir uns den nächsten Abschnitt ansehen, möchte ich noch auf die Verweildauer eingehen. Der Mensch von heute isst gern große, bunte Portionen. Heiß gemischt mit Eis, dazu Getränke jeder Art. Doch dafür ist der Mensch eigentlich nicht ausgelegt und wird sich anatomisch auch nicht ändern. Um so bunter der Teller, des so länger die Verweildauer. Es stehen Zeitspannen von 30 Minuten bis zu 7 Stunden im Raum. Käse zum Beispiel benötigt sogar bis zu 10 Stunden (je nach Quelle).

Es gilt: Kohlenhydrate verlassen den Magen an schnellsten, da die Verdauung erst im Dünndarm fortgesetzt wird. Sie werden gefolgt von den Eiweißen (Proteine). Die Fette bilden das Schlusslicht. Beeinflusst wird diese Zeit wie bereits erwähnt auch von der Größe der Teilchen (wie gut gekaut wurde) und der Temperatur. Fettiger Schweinebraten, (Dosen-) Fisch in Öl, Speck oder auch fette Pommes benötigen viel mehr Zeit. Schneller sieht es bei den Kohlenhydraten wie Brot, Nudeln oder Reis aus – sofern die Beilage nicht kunterbunt ist. Grundsätzlich sollte auch nicht zum Essen getrunken werden, um den Magensaft nicht unnötig zu verdünnen.

Der Zwölffingerdarm

Verdauungssystem
Anatomie der Verdauungsorgane

Der Zwölffingerdarm ist der erste Abschnitt des Dünndarms, der aus drei Teilen besteht. Der gesamte Dünndarm ist etwa 4 bis 5 Meter lang und hat einen Durchmesser von 2,5 bis 5 cm. Dies ist etwa die Hälfte des Dickdarms. So entstand seine Bezeichnung. Der Dünndarm ist der wichtigste Abschnitt, wenn es um die Verdauung geht.

Der Nahrungsbrei kommt portionsweise im Zwölffingerdarm an. Seinen Namen hat er deshalb, weil er so lang ist, wie 12 Finger breit sind, also etwa 20 cm. Im Zwölffingerdarm beginnt dann auch die Verstoffwechselung der Kohlenhydrate, die im Magen pausiert und bereits im Mund – eine gute Einspeichelung vorausgesetzt, begonnen hat. Auch die Verdauung der Fette und Proteine wird hier fortgesetzt.

Zunächst ist jedoch eine Neutralisierung des sauren Speisebreis nötig. Dies geschieht mithilfe der basischen Gallenflüssigkeit und des Pankreassaftes (basischer Saft der Bauchspeicheldrüse). Die Zellen der Dünndarmschleimhaut bilden zudem einen basischen Schleim. Der Pankreassaft und die Gallenflüssigkeit bringen darüber hinaus auch weitere Enzyme zur Verdauung mit.

Ist die Zerlegung der Nahrung in den kleinsten Teilchen abgeschlossen, folgt die Aufnahme (Resorption) der Nährstoffe über die Dünndarmschleimhaut in die Blutbahn und der Lymphbahn.

Letzte Verarbeitung im Dickdarm

Nachdem im Dünndarm die Nährstoffe über die Dünndarmschleimhaut resorbiert wurden, folgt der letzte Abschnitt: der Dickdarm. Dieser ist ca. 2 Meter lang und 6 – 8 cm im Durchmesser und damit deutlich größer als noch im Dünndarm. Der Speisebrei ist inzwischen Nährstoffarm. Außerdem sind unverdauliche Reste enthalten. Im letzten Schritt wird dem Speisebrei das enthaltene Wasser sowie die Elektrolyte entzogen. Dies, um Wasserverluste gering zu halten. Aber das ist auch notwendig, um den Darminhalt einzudicken. Im letzten Abschnitt, den Mastdarm, dickt der Stuhl weiter ein, und bereitet sich für den Stuhlgang vor.

War die Nahrung nun sehr Proteinhaltig, oder kamen zu große Mengen an Frucht- oder Milchzucker, ist der Dünndarm schnell überlastet. Dann freuen sich die Dickdarmbakterien, die diese Bestandteile nun zersetzen. Fäulnisbakterien zersetzen unverdaute Proteine, Milchsäurebakterien unverdauliche Ballaststoffe. Dies zeigt sich dann in Blähungen und Bauchschmerzen. So unangenehm es ist, Blähungen sollten keinesfalls unterdrückt werden. Denn die Toxine und Gase verbleiben sonst im Körper und können so in den Blutkreislauf gelangen!

Übrigens: die Gesamtfläche des Darms beträgt 300 bis 400 m², was Flächenmäßig die Hälfte eines Handball-Platzes entspricht. Das ist 100 Mal größer als unsere Hautoberfläche. Zustande kommt diese Fläche durch den Zotten, Falten und Einsenkungen des Darms. Dabei nimmt der Dünndarm die größte Fläche ein, der Dickdarm ist anatomisch etwas anders aufgebaut, er hat bspw. keine Falten und Zotten.

Die optimale Transitzeit

Unter einer Transitzeit versteht man die Zeit, die die Nahrung von der Aufnahme bis zum Stuhlgang benötigt. Die Verdauung einer hochwertigen, bunten Mahlzeit, nimmt ca. 12 bis 24 Stunden in Anspruch. Ist die Nahrung weniger hochwertig, kann es auch deutlich länger dauern. Dauert die Transitzeit über 12 Stunden kann dies an Trinkmangel liegen, aber auch an zu wenig Ballaststoffe wie Früchte, Gemüse, Vollkorngetreide oder Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen, Linsen. Auch eine unzureichende Bewegung schadet den Darm. Das Gegenteil wäre eine Transitzeit von unter 12 Stunden. Hier liegt eine Fehlverdauung zugrunde. Dies kann Unverträglichkeiten zur Ursache habe.

Die Transitzeit kann man selbst auch testen. Man isst eine Portion Rote Beete und schreibt sich die Uhrzeit auf. Anschließend beobachtet man den Stuhlgang und schreibt wieder die Zeit auf, wenn sich dieser rötlich verfärbt.

Du bist gefragt!

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Illustration von Mozaik Education.

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Torsten Seidel Hier schreibt: Torsten Seidel
Gesundheits-Blogger mit Ausbildung zum ganzheitlichen Gesundheitsberater (fachliche Bez.: »Fachkompetenz für holistische Gesundheit«) mit Weiterbildung in Stressmanagement (IHK). Mehr Informationen in »Über mich«. Gern beantworte ich auch Leserfragen. | Beiträge abonnieren mit RSS-Feed.

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