Die 5 Grundsätze für dein LebenLesezeit ~ 8 Min.

Von Torsten Seidel, 26. September 2023, aktualisiert am 18. Januar 2024.

Jeder kennt sie, innere Antreiber. Sei stark, perfekt, schneller, schöner und mach es am besten allen recht, um nicht anzuecken. Eben innere Antreiber, die Stress und (psychische) Krankheiten mit sich bringen können. Deshalb möchte ich mich einmal mit diesen doch so wichtigen Thema genauer befassen.

Die Unterscheidung innere Antreiber/ Glaubenssätze

Glaubenssätze auflösen
Glaubenssätze erkennen und auflößen

Es gibt Tage, an denen man sich fragt: „Warum bin ich überhaupt aus dem Bett gestiegen?“ Viele kennen das sicherlich, wenn alles schief zu laufen scheint.

Ich spreche heute über ein Thema, das jeden von uns betrifft – unsere inneren Antreiber – und wie wir unser Leben entspannter gestalten können. Wir alle haben diese inneren Überzeugungen oder auch Glaubenssätze, die uns Tag für Tag antreiben. Doch nicht alle sind hilfreich oder bringen uns voran. Manche halten uns sogar zurück und verhindern, dass wir wirklich glücklich sind. Einige können uns im Folgenden sogar krank machen.

Doch welche Glaubenssätze gibt es eigentlich?

Glaubenssatz 1 »Sei stark!«

Menschen, die diesen Glaubenssatz in ihrem Leben haben, „verstecken“ Ihre Gefühle hinter einer harten Schale, anstatt diese zu zeigen. Belastungen halten sie meist ausgezeichnet aus, gehen aber auch über ihre Grenzen, ohne es zu merken. Hinzu kommt, dass sie nicht um Hilfe bitten. Sie ziehen alles allein durch. Erst, wenn es gar nicht mehr geht, bitten sie Freunde um Unterstützung.

Doch gute Gefühle kommen erst, wenn wir anderen helfen können. Und so ist es auch, wenn man selbst um Hilfe bittet.

Sätze wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ prägen sich ein und verhindern, dass Grenzen gesehen und zugegeben werden. Viel schlimmer, es werden die Zähne zusammengebissen und weiter gemacht. Auch Schlussfolgerungen wie „sei keine Memme“ oder „Gefühle zeigen ist unmännlich“ sind hier fehl am Platz.

Mein Ratschlag: Gefühle und Schwäche zeigen, bezeugt besondere Stärke! Und um Hilfe bitten, macht uns nicht schwach. Wir dürfen diese jederzeit annehmen.

Glaubenssatz 2 »Sei perfekt!«

  • „Was hast du denn da gemacht?“
  • „Wie sieht das denn aus?“

Die Botschaft für Kinder kann hier verheerend sein: „Du kannst nichts richtig machen!“, „Aus dir wird nichts!“, mit der direkten Folge, „Sei perfekt!“. Und dieser Glaubenssatz hält über die Kindheit hinaus, auch wenn diese Sätze dann nicht mehr fallen. Es steckt einfach drin.

Uns so kommt es später zu gravierenden Auswirkungen

Perfektionismus ist gerade in unserer heutigen Zeit weitverbreitet. Doch was ist eigentlich „perfekt“? Schlussendlich sagt dieser Glaubenssatz aus, dass etwas so gut ist, dass es nicht besser möglich ist. Und macht es jemand anders dann doch besser, beginnt diese Spirale von vorn und schürt noch mehr Stress. Letztlich sagt es auch aus, dass etwas zum Stillstand kommt, weil es nicht besser geht.

Hier passen auch Sätze wie: „Ich kann mir Fehler einfach nicht leisten!“, oder „Ich muss nicht 100 Prozent, sondern 120 Prozent geben!“. Das heißt, absichtlich über die eigenen Grenzen gehen und mehr leisten als möglich ist. Denn mehr als 100 Prozent geht nicht! Wenn der 10-Liter-Eimer voll ist, läuft er über, egal ob 15 Liter in den Eimer sollen. Es ist auch absurd, immer über die Grenzen gehen zu wollen.

Mein Ratschlag: Aus Fehlern können wir lernen, deshalb dürfen wir sie auch machen. Das Leben ist ein Lernprozess und Fehler gehören dazu.

Glaubenssatz 3 »Mach es allen recht!«

  • „Schau nicht so sehr auf dich!“
  • „Die anderen sind (jetzt) wichtiger!“

Doch wie lautet die Botschaft dahinter? „Ich bin (jetzt) nicht wichtig!“, und „Mach es allen recht“.

Möchtest du es auch allen recht machen? Wir möchten anderen gefallen und niemanden vor den Kopf stoßen. Auch Diskussionen gehen Menschen, die diesen inneren Antreiber haben, lieber aus dem Weg.

Kindern wird oft gesagt, „Sei nicht so laut“, „Lächel mal“, „zieh dich schön an“ (bei Mädchen). Die Erziehung geht so unbewusst in einer Richtung, die es allen recht macht. Dieses „anderen gefallen zu wollen“, hindert oft ein konsequentes NEIN zu sagen. Darauf gehe ich in einem anderen Beitrag noch einmal ein.

Menschen mit diesen inneren Antreiber spekulieren unbewusst mit einer möglichen Reaktion anderer. „Was muss ich tun, dass es Ihnen gefällt?“ oder „Was denken andere von mir? / Was sollen denn die anderen von mir denken.“, „Was wollen andere von mir?“. Dadurch werden unsere eigenen Bedürfnisse hinten angestellt.

Mein Ratschlag: Wir können nicht wissen, was sich unser Gegenüber wünscht oder was er oder sie über uns denkt. Es gibt oft so viele Möglichkeiten, dass eine Spekulation keinen Sinn ergibt. Auch können wir nicht mehrere Möglichkeiten in einer Entscheidung abdecken. Es ist völlig in Ordnung, wenn nicht alle mit mir (dir) zufrieden sind, oder mich (dich) nicht jeder mag. Manchmal ist die eigene Zufriedenheit und der Zuspruch weniger, wichtiger. Denn wer mit sich selbst nicht gut umgeht, der kann auch anderen keine Hilfe sein.

Glaubenssatz 4 »Mach schneller!«

  • „Mach mal schneller!“
  • „Mach hin!“
  • „Los jetzt, bist du noch nicht fertig?“
  • „Ach, eh du fertig bist …“.
  • „Beeil dich doch mal!“

Diese Sätze haben die indirekte Botschaft: „Du bist zu nichts zu gebrauchen.“, oder auch, „Du bist zu langsam!“. Es sind wirklich keine wertschätzenden Worte. Die Auswirkung wird sein, dass dies ein gehetzter Mensch wird. Immer in Eile.

Die Auswirkungen dieses Glaubenssatzes

Menschen dieses Glaubenssatzes kommen scheinbar nie zur Ruhe und strahlen oft Hektik aus. Sie sind immer in Bewegung und manchmal gar nicht anwesend im Hier und Jetzt. Doch sie arbeiten gern unter Zeitdruck, da sie kurzzeitig viel leisten können. Es fehlt dann aber die Entspannung und das Genießen der erreichten Sache.

Es ist für diese Menschen schwierig, eine Aufgabe komplett durchzuziehen, weil sie sich keine Zeit geben, ruhig an einer Sache zu bleiben. Beliebt ist dann auch „Multitasking“, dessen Gelingen oft Frauen nachgesagt wird. Doch ist Multitasking niemals eine gesunde Lösung und wird in Wirklichkeit von keinem der beiden Geschlechter beherrscht. Denn so sind wir nicht gemacht.

Mein Ratschlag: Du darfst auch eine Pause machen und dich entspannen. Aufgaben darfst du gründlich bearbeiten, auch wenn es mehr Zeit in Anspruch nimmt. Es ist nicht schlimm.

Glaubenssatz 5 »Streng dich an!«

  • „Bist du eine Memme?“ (oft bei Kindern)
  • „Das ist doch nichts weiter …“

Die leider unbewusst, klare Botschaft dahinter ist: „Du bist nichts wert!“. „Streng dich an!“, ist die logische Schlussfolgerung.

Eine hohe Beharrlichkeit und ein großes Durchhaltevermögen zeichnen diesen inneren Antreiber aus und bringt auch Vorteile – wenn im richtige Maße. Menschen, die diesen Antreiber haben, können sehr erfolgreich werden. Doch oft gehen diese guten Eigenschaften ins Negative über. Nämlich dann, wenn Glaubenssätze fallen wie, „Was mir leicht von der Hand fällt, ist nichts wert.“, oder, „Das war doch nichts“ (in Bezug auf die erbrachte Leistung).

Entspannung und Loslassen fällt diesen Menschen nicht leicht. Sich zu belohnen und zufrieden mit der erbrachten Leistung sein, fällt unheimlich schwer. Denn im Hintergrund kommt immer der Gedanke, sich noch weiter zu bemühen.

Mein Ratschlag: Dinge dürfen dir auch zufliegen und leicht fallen, ohne dass es nicht gut genug wäre. Und auch wenn es keine große Anstrengung war, ist diese Leistung etwas Wert.

Zeit für Veränderung

Der Ursprung liegt, wie gezeigt, oft in der Kindheit. Daran können wir nichts mehr ändern. Ändern können es nur Eltern, wenn sie das bei ihren Kindern berücksichtigen. Im Erwachsenenalter gilt es nun, die einzelnen Glaubenssätze aufzuspüren und zu ändern.

  1. Zeit für Reflexion: Unsere Glaubenssätze sitzen tief in unserem Unterbewusstsein und beeinflussen unser Denken und Verhalten ständig. Nimm dir bewusst Zeit zur Selbstreflexion, um herauszufinden, welche Überzeugungen dich leiten.
  2. Hinterfrage dich kritisch: Nicht alle Glaubenssätze sind hilfreich. Manche sind sogar schädlich und halten uns davon ab, unser volles Potenzial zu entfalten. Sich selbst hinterfragen, wirkt oft Wunder: „Stimmt das wirklich?“, „Ist dieser Glaubenssatz wahr oder nützlich für mich?“
  3. Lass Veränderung zu: Wenn wir einen Glaubenssatz erkannt haben, der uns eher zurückhält, als voranbringt, dann ändere ihn! Das mag schwierig sein, aber es ist möglich. Ersetze den alten Satz durch eine positive, neue Überzeugung.

Jeder Tag ist ein neuer Anfang und eine Chance, sich weiterzuentwickeln! Eine solche Reise, auch „Transformation“, kann herausfordernd sein. Doch sie verspricht auch unglaubliche Belohnungen – Ein entspannteres Leben voller Selbstbestimmtheit und Lebensfreude.

Beziehen wir hier noch den Glauben mit ein, wird das Ergebnis noch besser. Denn viele Dinge lassen sich nur schwer ändern in unserer sündigen, egoistischen Natur. Und es befreit ungemein, Dinge abzugeben, die wir nicht ändern können. Das bekannte Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr kann uns dabei helfen.

Vor allem die ersten drei Zeilen sind sehr bekannt. Reinhold Niebuhr hat dieses Gebet vermutlich vor oder während des Zweiten Weltkriegs verfasst und hat eine tiefe Aussage in diesem Gebet.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Einen Tag nach dem anderen zu leben, einen Moment nach dem anderen zu genießen. Entbehrung als einen Weg zum Frieden zu akzeptieren. Diese sündige Welt anzunehmen, wie Jesus es tat, und nicht so, wie ich sie gern hätte. Zu vertrauen, dass Du alles richtig machen wirst, wenn ich mich Deinem Willen hingebe, sodass ich in diesem Leben ziemlich glücklich sein möge und im nächsten für immer überglücklich mit Dir. Amen.

Reinhold Niebuhr

Welche inneren Antreiber treiben euch an? Und welche würdet Ihr gern loslassen oder verändern? Ich bin gespannt auf eure Gedanken und Erfahrungen.

Deine Unterstützung ツ
Wenn Dir die Artikel gefallen, würde ich mich über einen kleinen Beitrag zu meiner Arbeit sehr freuen!
Spende jetzt mit Paypal. Vielen Dank! PayPal Spende



HINWEIS & Autor
Beiträge werden ↻ aktualisiert, wenn es neue Erkenntnisse durch Studien oder Forschungen gibt.

Torsten Seidel Hier schreibt: Torsten Seidel
Gesundheits-Blogger mit Ausbildung zum ganzheitlichen Gesundheitsberater (fachliche Bez.: »Fachkompetenz für holistische Gesundheit«) mit Weiterbildung in Stressmanagement (IHK). Mehr Informationen in »Über mich«. Gern beantworte ich auch Leserfragen. | Beiträge abonnieren mit RSS-Feed.

Schreibe einen Kommentar