Stressabbau und Störungen minimierenLesezeit ~ 9 Min.

Von Torsten Seidel, 6. Oktober 2023, aktualisiert am 6. Oktober 2023.

Stressabbau ist ein notwendiges Thema, das leider oft zu kurz kommt. Doch es ist zeitgleich jedem völlig klar, dass es ohne nicht geht. Im zweiten Abschnitt möchte ich mich mit dem Unding des Multitasking und darum, wie man Störungen vermeinten kann. Schlussendlich dient alles dazu, Stress zu vermeiden und abzubauen.

Stress vermeiden

Enttäuschenderweise wird es uns nicht gelingen, stressige Situationen immer zu vermeiden. Einmal kommt der Punkt, wo das Fass zum Überlaufen kommt oder Belastungen zu groß werden. Doch auch da müssen wir versuchen, 10 Sekunden in uns zu gehen, um innerlich zu entscheiden, was wir jetzt tun. Denn innerhalb dieser Zeit entscheiden sich die nächsten Minuten und Stunden.

Im folgenden 5 Punkte, die uns beim Stressabbau helfen.

  1. Bewegung. Gehe eine schnelle Runde um den Block oder steige Treppen, um die stressbedingte zusätzliche Energie aufzubrauchen. Auch Sportgeräte, Heimtrainer oder eine Sportart kann dir dabei helfen.
  2. Es gibt folgendes Sprichwort: Gehe in den Wald und schreie alles heraus. Dem ein oder anderen kann das prima helfen. Es kann auch einfach eine laute Umgebung sein, wie eine Bahnbrücke, Autobahn oder im Auto, wenn wir allein unterwegs sind.
  3. Singen und Musizieren kann ebenfalls helfen. Ob im Auto mitsingen oder daheim mit Kopfhörer, Singen hilft beim Stressabbau. Und auch selbst musizieren, wirkt dem Stress entgegen.
  4. Da wir immer nur eine Emotion verfolgen können, wirkt Lachen stressigen Situationen entgegen. Wut, Ärger und gleichzeitig Lachen sind nicht möglich, wie auch ernste Mimik und Lächeln gegenteilig sind. Ein lustiges Video, aufheiternde Gespräche, Bilder von schönen Erlebnissen anschauen oder Haustiere auf Bildern oder real verwandeln Stress oft in kürzester Zeit ins Gegenteil.
  5. Lass uns darüber reden. Es gibt viele Dinge und Krisen, die uns beschäftigen und belasten und so Stress auslösen. Wer diese nicht mit anderen besprechen kann, leidet. Es ist deshalb wichtig, Belastungen mit guten Freunden oder Familienangehörigen zu besprechen. Denn »geteiltes Leid ist halben Leid«. Das macht die Seele frei und bringt ein klares Bild oder Verständnis. Gemeint ist damit jedoch nicht, sich bei all möglichen Kollegen über den einen »Störenfried« zu beklagen oder über andere zu lästern. Wenn du Christ bist, kannst du auch jederzeit ins Gebet gehen und Sorgen und Belastungen von der Seele reden und bei Gott ablegen. »Alle eure Sorge werft auf ihn« (1.Petrus 5,7).

Aber Vorsicht

Zu Punkt 5 gibt es noch eine wichtige Information. Bespreche Dinge, die dich belasten, nicht mehr als zweimal. Warum? Um so öfter wir über negatives sprechen, um so mehr wird diese Situation in unserem Gehirn förmlich eingebrannt. Die Forschung hat klar festgestellt, dass dies bereits ab dreimal darüber sprechen geschieht. Umso mehr darüber gesprochen wird, um so tiefer sitzt das Geschehen nachher fest.

Mehr Leistungsfähigkeit durch Multitasking?

Stress und seine Auswirkungen

Im Allgemeinen sagt man, Frauen sind mehr Multitasking-fähig als Männer. Sie können viele Dinge gleichzeitig tun. Aber stimmt das? Warum Multitasking in der Regel zu viel Energie verbraucht und daher eher schadet, als dass es etwas nützt, möchte ich in diesem Abschnitt näher bringen.

Du kennst die folgenden Szenarien bestimmt: Gerade, wenn du in einer Denkaufgabe bist, etwas bearbeitest oder E-Mails liest, klingelt das Telefon und reist dich aus deiner Aufgabe heraus. Oder du schreibst gerade eine E-Mail oder ein Dokument und ein Kollege kommt ins Büro mit einer dringenden Frage. Was passiert? Wir werden grob unterbrochen und benötigen danach Zeit, um wieder in die vorherige Aufgabe zu finden. Vielleicht sind wir von der »neuen« Sache aber auch so eingenommen, dass die vorherige Aufgabe warten muss, also länger unterbrochen wird.

Ständige Unterbrechungen unserer konzentrierten Arbeit können auch WhatsApp- / Telegram-Nachrichten sein oder eine App-Benachrichtigung auf dem Smartphone. Selbst die Anwesenheit eines Smartphones im Blickbereich kann uns von unserer Arbeit abbringen.

Wer glaubt alles zeitgleich machen zu können, ist leider auf dem Holzweg, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so ausschaut.

Wo Multitasking funktioniert und wo nicht

Wir müssen akzeptieren, dass Multitasking in der Regel nicht das bringt, was wir uns erhoffen – nämlich mehrere Dinge gleichzeitig tun und damit Zeit sparen. Multitasking funktioniert nur, wenn dafür die Areale des Kleinhirns zum Einsatz kommen. So erledigen wir Routine-Aufgaben mit dem Kleinhirn, wo 95 Prozent der Dinge, die wir tun, abgespeichert sind. Konzentrierte Aufgaben hingegen, erledigen wir mit dem Großhirn. Zwei Dinge gleichzeitig erledigen, bei denen wir uns konzentrieren müssen, fallen sehr schwer oder sind erst gar nicht möglich. Diese würden dann beide zeitgleich mit dem Großhirn verarbeitet und gesteuert, was viel Energie kostet.

Beispiel: Versuche einmal eine schwierige Rechenaufgabe zu erledigen, und gleichzeitig daran zu erinnern, was du beim letzten Einkauf bezahlt hast. Beide Aufgaben werden über das Großhirn gesteuert und können nicht zeitgleich ausgeführt werden.

Oder wenn wir an einer konzentrierten Arbeit sind und das Telefon klingelt. Dann muss unser Gehirn umswitchen, und beide Aufgaben zeitgleich sind nicht möglich. Anders sieht es aus, wenn wir uns beim Auto- oder Fahrradfahren mit jemandem unterhalten, oder wenn während des routinierten Kochens etwas gewohntes nebenher gemacht wird. Eine Unterhaltung während der Fahrt in einer großen Stadt, in der ein Ziel gefunden werden muss, ist jedoch nur schwer möglich. Hier ist Konzentration nötig. Ich fahre sonst »gern« an meiner Kreuzung vorbei …

Störungen minimieren!

Auch wenn wir scheinbar mehrere Dinge gleichzeitig können, so erfordern sie unnötige Energie. Viele Ablenkungen werfen uns immer ein Stück zurück und wir müssen neu beginnen oder den letzten Punkt finden. Dies ist auch als Sägeblatt-Effekt bekannt.

Schaubild, Sägezahneffekt
Schaubild, Sägezahneffekt

Diese Unterbrechungen kosten sehr viel Energie, weil unser Gehirn in einer extremen Geschwindigkeit hin- und herschalten muss. Unser Gehirn verbraucht von allen Organen auch so schon die meiste Energie und wird so noch mehr gefordert.

Je nachdem wie wir mit dieser Situation umgehen können, wird sich auch unsere Leistungskurve verschlechtern. Mit jeder neuen Unterbrechung dauert es immer länger, bis wir in unsere Tätigkeit zurückfinden. Das demotiviert und Aufgaben dauern zwangsläufig länger.

Weniger abgelegt sein

Wie beschrieben, kosten uns Neustarts immer wieder Energie. Mit jeder Störung muss neu gedacht werden, um das letzte Ende zu finden und schlussendlich wird die Arbeit immer ineffizienter.

Deshalb im Folgenden ein paar Ratschläge, wie wir künftig Ablenkungen vermeiden oder reduzieren:

  • Eine der größten Störquellen der heutigen Zeit tragen wir größtenteils bei uns: das Smartphone. Moderne Versionen von Android und Apple haben einen Konzentrationsmodus. Ggf. muss hierfür auch erst eine App installiert werden. Damit können wir für bestimmte Apps einstellen, dass in der Zeit der Konzentration keine Benachrichtigungen oder Klingelzeichen kommen. Möchtest du diese Möglichkeit nicht nutzen, schalte zumindest das Smartphone für diese Zeit stumm. Wenn es in einer Hülle ist, klappe den Deckel zu oder drehe es auf den Tisch, um Benachrichtigungen nicht zu sehen. Denke auch daran, dass Vibrationen ebenfalls zum Schauen verleiten.
  • Verwendest du noch ein herkömmliches Telefon, gibt es auch da die Möglichkeit, Anrufe zu unterbinden. Ist ein Anrufbeantworter integriert, können wir diesen verwenden – schalte aber den Ton aus. Sonst wirst du auch da mit einem Ohr hören wollen, wer dran ist.
  • Schalte am Computer das Mail-Programm aus, oder deaktiviere die Pop-Benachrichtigung in der Taskleiste. Denn jede neue Mail lenkt uns ab, sofern es nicht gerade zum Auftrag gehört.
  • Kurze Anleitung für MS Outlook: Wähle Datei > Optionen > Mail > (aktivieren oder) deaktiviere unter Nachrichteneingang »Desktop-Benachrichtigung anzeigen« > mit »OK« speichern. Alternativ kann man in Outlook auch Regeln für Benachrichtigungstöne einstellen. | In Thunderbird: Öffne Thunderbird und klicke in der Menüleiste auf »Extras« > »Einstellungen« > Reiter »Allgemein«. Entferne das betreffende Häkchen: »Eine Benachrichtigung anzeigen«, »Im Infobereich anzeigen« und »Einen Klang abspielen«. Alternativ kann hier auch ein anderer Ton eingestellt werden, der weniger stört.
  • Vielleicht bietet es sich an, E-Mails nur zu bestimmten Zeiten abzurufen, um zwischen den Zeiten konzentrierter zu arbeiten.
  • MacOS bietet den Fokus-Modus, der Töne und Benachrichtigungen für eine festgelegte Zeit deaktiviert.

Stress, der aufgrund der heutigen Technik entsteht, bezeichnet man als Technostress. Dies, aus einer Überforderung und Überflutung von Nachrichten und Benachrichtigungen durch Mitteilung (WhatsApp, Telegramm …), SMS, Social Media und E-Mails.

  • Kopfhörer können helfen, Geräusche von außen zu filtern. Wenn wir während der Arbeit Musik hören möchten, dann ohne Gesang. Denn wenn jemand singt, möchten wir (innerlich) mitsingen, was wieder eine Ablenkung ist und unser Gehirn fordert.
  • Im Büro: Du bist gerade an der Arbeit und ein Kollege kommt ins Büro oder andere im Büro sitzende Kollegen haben eine Frage. Hebe die Hand, um zu signalisieren: »jetzt nicht«. Wenn die Frage wichtig ist, beende zumindest deinen Gedankengang. Nimm dir die Zeit, die letzten Dinge zu beenden, so lange muss dein Gegenüber Zeit haben.
  • Vielleicht gibt es auch Kollegen, die Telefonate annehmen können, um nicht gestört zu werden.
  • So banal es klingt, schließe die Bürotür, wenn dein Büro an einem Gang angrenzt, wo es mehrere Büros (mit Kundenverkehr oder anderen Ablenkungen) gibt.
  • Wenn möglich, richte dein Büro so ein, dass du nicht ständig mit dem Blick aus dem Fenster abgelenkt wirst.
  • Schließe das Fenster, wenn Lärm von der Straße überhandnimmt.
  • Im privaten Bereich kann man ein Schild ans Arbeitszimmer hängen »Bitte nicht stören«. Dieses Schild darf nur nicht dauerhaft hängen, sonst bewirkt es natürlich nichts mehr.

Kommunizieren wir nach außen, wenn wir nicht gestört werden möchten, weil wir konzentriert arbeiten. Erkläre in der Familie oder im Büro, was die Zeichen bedeuten, damit es keine Missverständnisse gibt, und erneut Stress droht.

Diese Ratschläge werden eine Menge Stress-Potenzial herausnehmen oder minimieren und so den Sägeblatt-Effekt reduzieren. Ganz ausschließen können wir Störungen natürlich nicht.

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HINWEIS & Autor
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Torsten Seidel Hier schreibt: Torsten Seidel
Gesundheits-Blogger mit Ausbildung zum ganzheitlichen Gesundheitsberater (fachliche Bez.: »Fachkompetenz für holistische Gesundheit«) mit Weiterbildung in Stressmanagement (IHK). Mehr Informationen in »Über mich«. Gern beantworte ich auch Leserfragen. | Beiträge abonnieren mit RSS-Feed.

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