Der Schlaganfall – mit einem Schlag aus dem Leben gerissenLesezeit ~ 5 Min.

Von Gastautor, 5. Oktober 2022, aktualisiert am 25. Januar 2024.

Der Schlaganfall wird in Zukunft immer mehr unsere Gesellschaft prägen, denn in den letzten 30 Jahren hat sich die Anzahl der Schlaganfälle in entwickelten Ländern um die Hälfte vermehrt und in Entwicklungsländern sogar verdoppelt.1 Dieser Verlauf zeigt, wie unser moderner und ungesunder Lebensstil das Schlaganfallrisiko steigert, obwohl circa 85 % aller Schlaganfälle vermeidbar sind.2

Allgemeines zum Schlaganfall

Bei einem Schlaganfall unterscheidet man zwischen einer Hirnblutung und einem Hirninfarkt. Nur Hirnblutungen ohne Sturz (nicht traumatische Hirnblutungen) zählen zu den Schlaganfällen und entstehen durch das Reißen von Hirnarterien. Hirninfarkte entstehen durch einen oder mehrere Gefäßverschlüsse, wobei die Hirnarterie sich durch Gerinnsel vor Ort (lokal thrombotisch) oder durch streuende Gerinnsel aus dem Herzen (kardio-embolisch) oder vor geschaltete Hirnartererien (arterio-arteriell embolisch) verschließt. Hinter diesem Gefäßverschluss gehen wegen der fehlenden Durchblutung in Folge Hirnnervenzellen zu Grunde und es entsteht der Hirninfarkt.

Symptome

Die häufigsten Schlaganfallsymptome sind Halbseiten- und Gesichtslähmungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie Gang- und Koordinationsstörungen mit Schwankschwindel.

Die Symptome setzen plötzlich ohne Vorankündigung ein und können bei Hirninfarkten je nach selbstständigen Auflösen des Gerinnsels wieder vergehen (transitorisch ischämische Attacke).

Typisch für eine Hirnblutung sind entweder plötzliche und heftigste Kopfschmerzen oder Kopfschmerzen die auf Schmerzmitteleinnahme nicht vergehen. Zusätzlich treten bei einer Hirnblutung oft Erbrechen oder Bewusstseinsstörungen auf.

Hirnblutung-Ursachen
Hirnblutung, Ursachen

Ursachen

Die häufigsten Risikofaktoren für Schlaganfälle, egal ob Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) oder Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall) sind Rauchen, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette sowie Übergewicht (Adipositas).

Hirninfarkte-Ursache
Hirninfarkte, Ursachen

Bei einem ischämischen Schlaganfall (Hirninfarkt) entstehen durch diese Risikofaktoren Gefäßverkalkungen (Atherosklerose Plaques), die entweder vor Ort oder durch Ablösen eines Plaque-Stückchens oder Gerinnsel (ulzerierender Plaque) einen Gefäßverschluss verursachen. Außerdem ist eine der wichtigsten Schlaganfallursachen das Vorhofflimmern. Bei Vorhofflimmern schlägt das Herz unregelmäßig, dabei „stockt“ durch die schlechte Pumpleistung des Herzens das Blut und Gerinnsel schießen im Verlauf in Hirnarterien und führen zum Verschluss.

Bei einer Hirnblutung reißen Hirnarterien. Wenn ein Aneurysma reißt entsteht eine subarachnoidal Blutung (Hirnnervenwasserblutung), während wenn Arterien im Hirngewebe selber reißen eine sogenannte intraparenchymale Blutung entsteht. Durch die oben genannten Risikofaktoren versteifen unsere Gefäße und verlieren an Elastizität, dadurch ist das Risiko für das Einreißen erhöht.

Seltene Ursachen für Hirnblutungen sind angeborene Gefäßabnormalitäten (AV-Malformation, durale Fistel, Kavernome) oder Sinusvenenthrombosen mit einer Stauungsblutung. Hirninfarkte können auch durch spontane Gefäßwandeinrisse (Dissektionen) oder bei Gefäßentzündungen (Vaskulitis) entstehen.

Therapie

Bei einem Hirninfarkt kann bei rechtzeitigem Eintreffen im Krankenhaus mit einer starken Blutverdünnung (Lyse) versucht werden, das Gerinnsel auszulösen. Wenn die Symptome bereits zu lange andauern (über 4,5 Stunden) ist die Gefahr einer Einblutung aufgrund des Hirnnervenuntergangs durch den Infarkt zu groß. Bei sehr großen Gefäßverschlüssen kann zusätzlich zur Lysetherapie mit einem Leistenkatheter das Gerinnsel in der Hirnarterie selber geborgen werden.

Unabhängig von der Hirnblutungsursache ist die Senkung des Blutdrucks unter 1600mmHg systolisch die wichtigste Maßnahme. Außerdem ist bei einer Hirnblutung immer eine Überwachung von Nöten. Bei sehr großen Blutungen mit Gefahr des Einklemmens andere Hirnareale erfolgt eine Notoperation mit Ausräumen der Blutung. Eine Aneurysmablutung (subarachnoidal Blutung) ist immer ein Notfall und benötigt meistens eine künstliche Beatmung mit darauffolgender Ausschaltung des Aneurysmas durch einen Kathetereingriff oder Operation.

Prävention

Risikofaktoren-Schlaganfall
Risikofaktoren, Schlaganfall

Wenn man noch keinen Schlaganfall hatte und bestmöglich eine Erkrankung vermeiden will, spricht man von Primärprophylaxe. Bei der Primärprophylaxe ist ein gesunder Lebensstil effektiver beim Senken des Schlaganfallrisikos als die Behandlung einzelner Risikofaktoren. In einer großen Studie wurde ein gesunder Lebensstil als gesunde, ausgeglichene Ernährung, BMI (Body Mass Index) unter 25 kg/m³, täglich >30min körperliche Betätigung, Nichtrauchen sowie geringen Alkohol-Konsum definiert. Patienten, die alle dieser fünf Kriterien erfüllten, zeigten ein um 80 % niedrigeres Schlagfallrisiko, als Patienten, die keinen dieser fünf gesunden Lebensstil Eigenschaften aufwiesen.3

Zusätzlich kann man Risikofaktoren wie Bluthochdruck gezielt mit Tabletten behandeln oder bei Vorhofflimmern eine starke Blutverdünnung (direkte orale Koagulation) als Schutz vor Gerinnsel einnehmen. Ausgeprägte Gefäßverkalkungen (Atherosklerose) werden mit Cholesterinsenkern (Statine) und bzw. oder mit einer leichten Blutverdünnung (Thrombozytenaggregation) stabilisiert.

Zusammenfassend

Der Schlaganfall wird in den kommenden Jahren immer stärker unsere Gesellschaft prägen und reißt gesunde Menschen plötzlich aus dem Alltag. Wegen häufigen Symptomen wie Halbseitenlähmungen oder Sprachstörungen können Patienten ihr Leben lang auf Hilfe von anderen Menschen angewiesen sein.

Die Medizin wird immer effizienter bei der akuten Behandlung von Schlaganfall-Symptomen, dennoch sind viele Risikofaktoren durch einen gesunden Lebensstil beeinflussbar und es lohnt sich sein Schlaganfallrisiko zu minimieren. Nichtrauchen, ausgewogen Essen und regelmäßiger Sport sind die besten Maßnahmen, um das Schlaganfallrisiko gering zu halten.

Autor: Lucas-Michael Halbmayer ist Facharzt für Neurologie und in der Rehabilitation, insbesondere von Schlaganfallpatienten, spezialisiert. Er betreibt die Seite www.schlaganfall-wissen.de, um Betroffene sowie Angehörige während und nach einem Schlaganfall zu helfen.

Quellen / Fußnoten anzeigen ¹ Spence JD. Nutrition and Risk of Stroke. Nutrients. 2019 Mar 17;11(3):647. doi: 10.3390/nu11030647. PMID: 30884883; PMCID: PMC6470893.
² O’Donnell MJ, Xavier D, Liu L, Zhang H, Chin SL, Rao-Melacini P, Rangarajan S, Islam S, Pais P, McQueen MJ, Mondo C, Damasceno A, Lopez-Jaramillo P, Hankey GJ, Dans AL, Yusoff K, Truelsen T, Diener HC, Sacco RL, Ryglewicz D, Czlonkowska A, Weimar C, Wang X, Yusuf S; INTERSTROKE investigators. Risk factors for ischaemic and intracerebral haemorrhagic stroke in 22 countries (the INTERSTROKE study): a case-control study. Lancet. 2010 Jul 10;376(9735):112-23. doi: 10.1016/S0140-6736(10)60834-3. Epub 2010 Jun 17. PMID: 20561675.
³ Chiuve SE, Rexrode KM, Spiegelman D, Logroscino G, Manson JE, Rimm EB. Primary prevention of stroke by healthy lifestyle. Circulation. 2008 Aug 26;118(9):947-54. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.108.781062. Epub 2008 Aug 12. PMID: 18697819; PMCID: PMC2730914.

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