Dieser Beitrag geht auf einem wichtigen Thema ein: Es geht darum, auch einmal »Nein« sagen zu können. Du kennst das bestimmt auch, dass ein »Nein« viel schwerer fällt, als ein »Ja, okay«. Doch wie gelingt es, »Nein« zu sagen, damit Stress abzubauen und trotzdem Situationen zu entschärfen?
Nein-sagen anstatt immer mit »Ja, okay« nachzugeben
Wer kennt es nicht? Der Terminplan ist schon voll, und ein »bitte, bitte, bitte« entlockt doch noch ein »Ja, ich mache es«? Ein NEIN bedeutet häufig Stress – das JA allerdings auch, jedoch nicht offensichtlich. Deshalb wird es im folgenden Kapitel um das stressfreie »Nein« gehen.
Doch zunächst die Frage, warum sagen wir eher »ja« anstatt »nein«?
Wir Menschen waren immer schon interessiert daran, zu einer Gruppe oder Gemeinschaft zu gehören. Wir sind keine Einzelgänger. Ein »Nein, das mache ich nicht«, schließt uns eher aus. Ebenso benötigen wir das Gefühl, gewollt und anerkannt zu werden. Natürlich schließt das »Nein« dies nicht direkt aus, aber unser Beliebtheitsgrad kann darunter schon einmal leiden. Und das wollen die meisten umgehen, vielleicht auch mehr aus der Gewohnheit heraus.
Wie wir zukünftig stressfrei »Nein« sagen
Wenn du eher der Typ bist, der zu oft und zu schnell »Ja« sagst, auch wenn es eigentlich nicht mehr möglich ist, habe ich ein paar Tipps für dich zusammengestellt:
- Ja, kann ich machen, wenn du dafür für mich …. erledigst. Das JA wird hier in Verbindung mit einer Bitte, genauer gesagt einer Bedingung angenommen. Unser Gegenüber wird dies entweder so annehmen oder sehr wahrscheinlich jemand anderes fragen.
- Ja, aber nicht mehr heute. In diesem Fall setzen wir ein zeitliches Fenster, indem wir die Bitte annehmen, es aber nicht sofort erledigen.
- Zeit festsetzen. Wir können auch eine »halbe Stunde« festsetzen, in der Erwartung, dass unser Gegenüber jemand anderes fragt. Dies natürlich nur, wenn wir wirklich diese Zeit haben und es realistisch ist, dass wir das Anliegen in dieser Zeit stressfrei erledigen können, oder zumindest bis zu einem Zwischenstand, den unser Gegenüber selbst fertigstellen kann.
- Können es andere womöglich besser? Wenn wir eigentlich nicht der richtige Ansprechpartner sind, sagen wir dies auch offen. »Ich kann dir gern helfen, XY kann es aber besser als ich, es ist nicht ganz mein Gebiet«. So verweisen wir konkret auf wem anderes und haben indirekt Nein gesagt.
- Wenn uns jemand immer und immer wieder mit einem Lob bittet wie: »du kannst das so schön, könntest du nicht …«. Bieten wir hier unsere Hilfe zur Selbsthilfe an, damit unser Gegenüber künftig in der Lage ist, selbst dieses Problem zu lösen. Dieser Tipp gilt natürlich nur für »Wiederholungstäter«. Es kostet einmalig Zeit, zukünftig aber dann nicht mehr.
- Erbitten dir Bedenkzeit, antworten wir also nicht sofort auf die Frage. Nicht zu einem JA hindrängen lassen. Dieser Tipp gilt vorwiegend für diejenigen, die ständig zu schnell JA sagen. Wenn es zeitlich nicht passt: Bitten wir um Verständnis, dass wir im Moment nicht helfen können (weil bspw. unser Schreibtisch schon voll genug ist). Ein emphatisches, »danke, dass du mich um Hilfe fragst, aber …« vorangestellt, entspannt die Situation.
- Bieten wir statt einem JA eine Alternative an. Keine neuen Aufgaben anzunehmen, wenn wir eigentlich keine Zeit dafür haben. Bieten wir stattdessen an, eine fertige Lösung zu kaufen oder die Aufgabe anders (kürzer) zu lösen. Damit zeigen wir, dass uns das Anliegen deines Gegenübers nicht egal ist, wir aber zeitlich eingeschränkt sind.
- Nein, aus Prinzip. Wenn wir eine Sache kategorisch ablehnen, sagen wir dies auch so. Damit zeigen wir eine klare Linie, die unser Gegenüber nicht persönlich nehmen kann.
- Gern, aber ich bin schon verplant. Sagen wir indirekt ja, gehen wir dann aber direkt auf unseren schon vollen Zeitplan ein. Ggf. können wir hier auch ein Zeitfenster anbieten, wie bereits in einem vorherigen Punkt vorgeschlagen. Dieses »Nein« wirkt nicht so hart.
Zusammengefasst
Sind wir nicht alle schon einmal in Situationen geraten, in denen wir mit einem kräftigen »Nein« antworten wollten, es aber einfach nicht über unsere Lippen bekamen? Übung macht den Meister mit den eben vorgestellten Möglichkeiten, »Nein« zu sagen.
Wir müssen uns daran erinnern, dass wir bei allem Streben nach Harmonie und guten Beziehungen nicht immer jedem gefallen können. Das müssen wir auch gar nicht. Das zu verstehen, ist der erste Schritt zur Freiheit des »Nein«-Sagens. Es geht weniger darum, andere vor den Kopf zu stoßen, als vielmehr um Selbstschutz, Grenzen setzen und Authentizität und damit um die Vermeidung von Stress.
Niemand von uns hat unbegrenzte Kapazitäten. Und genau hier kommt das gezielte »Nein« ins Spiel. Es schafft Raum für Prioritäten und ermöglicht uns zu tun, was wirklich zählt. Ein wohlüberlegtes »Nein« schützt uns davor, ausgenutzt zu werden oder sich selbst auszunutzen oder zu überschätzen.
Beginnt im Kleinen! Sagt erst einmal nein zu unwichtigen Dingen, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Wie fühlt es sich an? Was passiert, wenn man nein sagt? Es folgt: Üben, üben und abermals üben! Ihr werdet sehen, je öfter Grenzen gezeigt werden, desto leichter wird es.
Benutzt einfache Sätze und wiederholt euer »Nein« falls nötig. Auch Körpersprache spielt eine wichtige Rolle – ein selbstsicheres Auftreten kann Wunder bewirken. Ein „Nein“ zu einer Sache ist immer auch ein „Ja“ zu etwas anderem – etwa zur eigenen Zufriedenheit oder dem Schutz der eigenen Gesundheit.
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HINWEIS & Autor
Hier schreibt: Torsten Seidel
Gesundheits-Blogger mit Ausbildung zum ganzheitlichen Gesundheitsberater (fachliche Bez.: »Fachkompetenz für holistische Gesundheit«) mit Weiterbildung in Stressmanagement (IHK). Mehr Informationen in »Über mich«. Gern beantworte ich auch Leserfragen. | Beiträge abonnieren mit RSS-Feed.