In welchen „Rahmen“ befindest du dich?Lesezeit ~ 5 Min.

Von Torsten Seidel, 4. Oktober 2023, aktualisiert am 10. September 2024.

Es gibt Dinge, die wir nicht ändern können. Und es gibt Dinge, die wir in der Hand haben. Wieder andere Dingen belasten uns und ziehen uns nach unten. Heute geht es einmal um das Drei-Rahmen-Modell. In welchen Rahmen findest du dich gerade wieder?

Ich möchte in diesem Beitrag mit dem bekannten Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr beginnen. Wichtig im Kontext des drei-Rahmen-Modells ist mir dabei der fett gedruckte Bereich. Der Vollständigkeit halber und auch in Hinblick auf Stressbewältigung möchte ich es aber komplett abbilden.

Das drei-Rahmen-Modell

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Einen Tag nach dem anderen zu leben, einen Moment nach dem anderen zu genießen. Entbehrung als einen Weg zum Frieden zu akzeptieren. Diese sündige Welt anzunehmen, wie Jesus es tat, und nicht so, wie ich sie gern hätte. Zu vertrauen, dass Du alles richtig machen wirst, wenn ich mich Deinem Willen hingebe, sodass ich in diesem Leben ziemlich glücklich sein möge und im nächsten für immer überglücklich mit Dir. Amen.

Reinhold Niebuhr

Vor allem die ersten drei Zeilen sind sehr bekannt. Reinhold Niebuhr, ein  US-amerikanischer evangelischer Theologe, Philosoph, Politikwissenschaftler und Autor, hat dieses Gebet vermutlich vor oder während des Zweiten Weltkriegs verfasst. Es hat eine tiefe Aussage in diesem Gebet und leitet uns direkt in das nächste Thema ein.

Dinge, die wir nicht ändern können

Es gibt unheimlich viele Dinge, die wir nicht ändern können. Aber das sind oft Dinge, an die wir uns aufreiben und die uns belasten. Als Nächstes gibt es Dinge, die können wir ändern. Es ist nun die Herausforderung, »das eine vom anderen zu unterscheiden«.

Dabei helfen uns drei Rahmen:

Schaubild, 3-Rahmen-Modell
Schaubild, 3-Rahmen-Modell

Die Anwendung des Drei-Rahmen-Models in der Praxis wäre wie folgt:

  • Äußerer Rahmen: Es gibt unheimlich vielen Dinge, die wir absolut nicht beeinflussen können. Dazu gehört unter anderem das Wetter, unsere Vergangenheit wie Herkunft, Entscheidungen, (…). Es ist die Herausforderung, sich nicht über das Wetter zu ärgern oder über Dinge, die wir vor Jahren falsch entschieden haben. Auch ist es uns schlicht unmöglich, Mitmenschen zu ändern. Wir können für sie beten und Hilfe anbieten, mehr ist uns nicht möglich. Denn das fordert eine Überwindung einer bestimmten Sache oder der Charaktereigenschaft, die uns selbst oft schwerfällt. Sich also um Eigenschaften oder Aussagen anderer zu ärgern oder diese ändern zu wollen, ist unnötige Energie. Es wird uns nicht gelingen. Auch können wir einzeln gesellschaftliche oder politische Systeme nicht ändern. Sich ärgern, fordert ebenfalls unnötige Energie.
  • Mittlerer Rahmen: Anders sieht es im mittleren Rahmen aus. Auch hier können wir die Dinge nicht einfach ändern. Jedoch gibt es einen gewaltigen Unterschied: Denn eine Änderung und Bewältigung ist mithilfe anderer möglich. So insbesondere Aufgaben im Berufsalltag, die allein nicht mehr, oder generell nicht zu bewältigen sind. So auch Absprachen und Entscheidungen. Gleiches gilt für die Familie, die sich im mittleren Rahmen bewegen sollte.
  • Innerer Rahmen: Das sind die Dinge, die wir selbst beeinflussen können. So als Beispiel unseren Lebensstil, gewisse Einstellungen und der Wille, etwas zu ändern. In der Hand haben wir auch, wie unser Tagesplan aussieht, ob unser Zeit-Management stimmt.

Die Denkweise im drei-Rahmen-Modell, im Sinne des Gelassenheitsgebets, nimmt viel Druck raus. Wenn wir wissen, dass wir andere Menschen nicht ändern können, müssen wir damit keine Energie mehr verschwenden. Eine indirekte positive Beeinflussung ist jedoch über die Vorbildfunktion und eigene gute Eigenschaften möglich. Inwieweit unser Gegenüber diese aber annimmt, liegt nicht in unserer Hand.

Resilienz, 3-Rahmen-Modell
Resilienz, 3-Rahmen-Modell

Wie bereits angesprochen ist es auch pure Ressourcenverschwendung, sich um einer Änderung politischer oder gesellschaftlicher Probleme zu bemühen. Das heißt nicht, dass wir keine eigene Meinung und Vorgehensweise haben können, auch wenn wir damit allein dastehen. Als Christ ist es sogar ein Merkmal, gegen den Strom zu schwimmen. Aber wir müssen für uns entscheiden, wo unsere persönliche Grenze liegt. Schonen wir unsere Ressourcen für Dinge, die wir ändern können. Finde zurück in deinen »Rahmen«, den wir in gewisser Hinsicht selbst in der Hand haben.

Mut, Dinge zu ändern, können wir im mittleren und inneren Rahmen haben. Dabei können wir im mittleren Rahmen Ideen einbringen, die zum Beispiel im Unternehmen geändert werden könnten. Dies geht nur in Kooperation mit Kollegen oder Vorgesetzten. Es erfordert Energie, kann sich aber (auf weiter Sicht) lohnen. Auch in der Familie oder Freundeskreis sollte immer miteinander gesprochen werden.

Vor allem im inneren Rahmen, müssen wir ebenfalls Mut haben, Dinge zu ändern. Dies sind Entscheidungen, die wir treffen. Weiterbildungen, die uns voranbringen, ob beruflich oder auch „nur“ privat. Ändern können wir unseren Lebensstil, der unsere Gesundheit und Stress-Management direkt beeinflusst.

Welcher Rahmen passt gerade?

Um in der Praxis den richtigen Rahmen zu finden, müssen wir uns auch die Zeit geben darüber nachzudenken. Blitzentscheidungen können schnell zum Stressfaktor werden. Nehmen wir uns ein paar Sekunden Auszeit, um richtige Entscheidungen treffen zu können.

Denken wir bei kommenden Situationen darüber nach, ob diese Situation für uns umsetzbar ist (innerer Rahmen), oder ob wir Hilfe benötigen (mittlerer Rahmen). Besprechen wir Ideen mit unseren Vorgesetzten (mittlerer Rahmen) oder denken wir über Ideen und Gedanken nicht weiter nach, wenn wir genau wissen, dass sich mit ihm/ihr nicht darüber reden lässt (äußerer Rahmen).

Bringt uns hingegen eine Entscheidung persönlich weiter und ist diese auch ohne Hilfe anderer machbar, befinden wir uns im inneren Rahmen und haben ein großes Stück selbst in der Hand.

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Torsten Seidel Hier schreibt: Torsten Seidel
Gesundheits-Blogger mit Ausbildung zum ganzheitlichen Gesundheitsberater (fachliche Bez.: »Fachkompetenz für holistische Gesundheit«) mit Weiterbildung in Stressmanagement (IHK). Mehr Informationen in »Über mich«. Gern beantworte ich auch Leserfragen. | Beiträge abonnieren mit RSS-Feed.

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