Lebensmittelindustrie: Wenn der Hamburger nicht verrottetLesezeit ~ 10 Min.

Von Torsten Seidel, 10. März 2021, aktualisiert am 25. Januar 2024.

November 2019 startete ich ein Experiment. Inspiriert durch einen Vortrag über Lebensmittel und Industrie-Nahrung, habe ich mehrere Fertigprodukte einen Test unterzogen. Das Ergebnis war verblüffend und beunruhigend gleichermaßen. Die Lebensmittelindustrie wird immer raffinierter und was auf dem Teller kommt, ist genauer betrachtet gar nicht mehr klar.

Mein Test im Video

Wenn der Hamburger 🍔 nicht verrottet 😳

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Industrie-Nahrung der Lebensmittelindustrie auf dem Prüfstand

Bisher gab es wohl kaum einen Beitrag, der eine so lange Recherche und Dokumentation nötig machte. Es begann bereits im Herbst 2019, als ich dieses Projekt startete. Durch Corona im Jahr 2020 wurde ich etwas aufgehalten. Am Resultat ändert das aber nichts, wie sich später zeigen wird.

Die Story hinter der Story

Die Inspiration kam durch einen Vortrag, wo es unter anderem um die Lebensmittelindustrie ging³. Eine New Yorker Künstlerin Sally Davies wollte den Zerfall dokumentieren. Sie wollte künstlerisch in Szene setzen, wie etwas, mit dem sich Amerika identifiziert, zerfällt. Sie entschied sich bei McDonald’s ein Hamburger mit Pommes zu kaufen und den Zufall zu dokumentieren. Allein diese Auswahl ist bezeichnend. Sie begann damit April 2010. Was sie in den darauffolgenden Tagen, Wochen und Monaten beobachten musste, konnte sie kaum glauben.

Lebensmittelindustrie-Hamburger
Die Lebensmittelindustrie – Hamburger-Experiment

Tag eins, unverändert. Der Hamburger und die Pommes sahen köstlich aus. Tag zwei bis drei, unverändert. Tag vier bis sieben, unverändert. Es kamen noch nicht einmal die Fliegen. Eigentlich sollte bereits nach 2 bis 3 Tagen der Zerfall in Form von Schimmel beginnen. Aber keine farbliche Veränderung, kein Schimmel, nur bis zu einem gewissen Grad ausgetrocknet aufgrund des Wasserverlustes.

Auch noch sechs Wochen später sahen der Burger und die Pommes aus wie am ersten Tag. Der sonnige Platz am Fenster hat ihn nicht geschadet. Das Happy Meal war immer noch happy!

Nach 180 Tagen brach sie das Projekt ab mit der offenen Frage: ob das Essen bei McDonald’s überhaupt biologisch abbaubar sei. Und die Frage sollte man sich tatsächlich stellen, denn eigentlich sollten Lebensmittel nach so einem langen Zeitraum „Beine bekommen haben“.

Spätestens jetzt sollte man sich die Frage stellen: Was ist da drin?

Mein Experiment beginnt

Den Vortrag sah ich im Herbst 2019. Der Hamburger ist einfach nicht zerfallen. Ich fragte mich, ob das wirklich auch hierzulande so ist und ob es ähnliche Ergebnisse gibt.

November 2019 kaufte ich dann einen Hamburger in einer großen Discounter-Kette, dessen Name ich hier öffentlich nicht nennen möchte. Ich gehe allerdings davon aus, dass es in anderen Discountern und Supermärkten nicht viel anders ist. Das Fleisch für McDonald’s kommt von externen Lebensmittelherstellern im großen Stil. Es ist davon auszugehen, dass sich an der Qualität nicht viel unterscheidet. Was auf Masse produziert wird, kann (meist) nicht hochwertig sein.

Dokumentation: Zerfall eines Hamburgers

Im folgenden nun ein paar Bilder mit zeitlicher Angabe. Im Grunde kann man die Bilder auch auf das Erste und letzte reduzieren. Für mich stellt sich ebenfalls die Frage, ob das Produkt überhaupt ökologisch abbaubar ist, oder auf den Sondermüll gehört.

In der Vergangenheit habe ich auch diese Hamburger gegessen, wenn die Zeit eng war oder wenn es mir einfach so war. Es ist deutlich günstiger als McDonald’s und schmeckt ähnlich.

Wie man sieht, auch in meinem Experiment nicht einmal Schimmel! Doch, zugegeben, am Boden nach ein paar Wochen. Jedoch kaum sichtbar. Und man mag es kaum glauben, aber bis Mitte 2020 roch der Hamburger noch nach Hamburger. Dann verlor er seinen Geruch und wechselte in „Neutral“, also nach nichts. Und das beschreibt vermutlich auch den Wert der Inhaltsstoffe.

Weitere Produkte der Lebensmittelindustrie

Ich habe darüber hinaus auch weitere Produkte getestet. Darunter ein Veganer Hamburger bzw. den Fleischersatz. Dieser hat sich im Gegensatz zum Original stark dunkel verfärbt. Mehr ist da aber auch nicht passiert. Kein Schimmel oder andere Zeichen des Zerfalls. Im März 2020 habe ich darüber hinaus ein Veggie-Schnitzel getestet. Das ging aufgrund des Feuchtigkeitsverlustes etwas ein, mehr passierte zunächst nicht. Keine Verfärbung, kein Schimmel, kein Zerfall. Bis auf etwas Schimmel am Boden nach ein paar Wochen, passierte bis heute nichts mehr.

Und noch einmal die Frage: Was ist da drin? Warum zerfallen Lebensmittel aus der Lebensmittelindustrie nicht?

Was steckt drin?

US-Studie des FDA: Die »Total Diet Study« kommt zu dem Schluss, dass in Hamburgern durchschnittlich 38 verschiedene Rückstände von Pestiziden und anderen Substanzen wie E127 zu finden sind!¹

Die FDA (Food and Drug Administration) ist die Behörde für Lebens- und Arzneimittel, Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde der Vereinigten Staaten. Laut der Untersuchung wurde in Weintrauben 16 Pestiziden nachgewiesen …

Auch in Deutschland sieht es nicht besser aus. Laut einem Bericht der Lebensmittelüberwachung BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelüberwachung), finden sich auch hierzulande in Weintrauben 8-9 verschiedene Pestizide und in Erdbeeren sogar 17 verschiedene Pestiziden! Leider habe ich keine Zahlen von Fast-Food-Produkten.

Es steht folglich außer Frage, dass hier kein Leben mehr enthalten ist und infolgedessen kein Zerfall stattfinden kann. Ganz im Gegenteil: je mehr diese Lebensmittel verzehrt werden, umso höher besteht ein Gesundheitsrisiko!

Das Cordon Bleu aus dem Labor

Eine sehr aufschlussreiche, interessante Dokumentation brachte kürzlich arte, die leider wieder gelöscht wurde. Anhand eines Cordon bleu wurde gezeigt, wozu die Lebensmittelindustrie imstande ist. Ein selbst gemachtes Cordon bleu beinhaltet fünf Zutaten: …

Das Cordon bleu der Lebensmittelindustrie enthält sagenhafte 30 Zutaten. Formfleisch, Farbstoffe, Aromen und viele weitere Zusatzstoffe. Und anstatt ein bis zwei Tage hat es eine Haltbarkeit von mehreren Monaten. Es beinhaltet einen Chemie-Cocktail, dessen Verträglichkeit bis heute nicht untersucht wurde. Vor allem der Mix an Chemie-Cocktails verschiedener Fertigprodukte miteinander wurde bis heute nicht untersucht. Es sollte jedem klar sein, dass dies nicht gesundheitsfördernd ist.

Wissenschaftler des Scripps Research (eine vom Staat und Industrie unabhängige Institution) zeigte in einer fast drei-Jährigen Studie, dass Fast-Food (Junk-Food) und industriell hergestellte Lebensmittel zu einer Abhängigkeit beiträgt, ähnlich wie Heroin oder Kokain!²

Mein Fazit

Das Ergebnis sollte jeden klar sein. Diese Produkte nähren uns nicht. Sie machen sicher satt, mehr, passiert dann aber im besten Fall nicht. Im besten Fall, weil uns diese Produkte krank machen können, je nach Häufigkeit und Menge. Auch an nötigen Nährwerten fehlt es völlig.

Die Studie von »Scripps Research« zeigte zudem, dass diese Nahrung abhängig macht, somit Fettleibigkeit (Adipositas) fördert. Des Weiteren wurde aufgezeigt, dass Versuchstiere die Nahrung strickt verweigerten, als sie kein Fast-Food mehr bekamen. Im Bericht² heißt es auch Junkfood, was die süchtig machenden Eigenschaften wohl genau beschreibt.

Wirklich gut kann nur selbst gemachte Speise sein. Wer Fleisch mag, sollte frisches Fleisch verarbeiten, am besten in BIO-Qualität. Für Veganer oder Vegetarier bietet sich Tofu an, wo auch die wenigsten Rückstände gefunden wurden. Das geschmacksneutrale Soja-Erzeugnis kann beliebig verarbeitet werden und ist alle male gesünder als Fertig-Nahrung der Lebensmittelindustrie, die den Namen „Nahrung“ gar nicht verdient.

Das betrifft auch das allseits beliebte Grillen. Denn gerade hier treffen wir fast nur verarbeitete Lebensmittel an. Doch wer auch beim Grillen mehr selbst anrichtet, hat mehr davon, auch geschmacklich.

Buch-Empfehlung*

»Food War«

Autor: Hans-Ulrich Grimm – Wie Nahrungsmittelkonzerne und Pharmariesen unsere Gesundheit für ihre Profite aufs Spiel setzen. Da vergeht einem nachhaltig der Appetit! Eine Leseprobe gibt es hier.

»Die Lügen der Lebensmittelindustrie«

Autor: Thomas Biehlig – Das Buch „Die Lügen der Lebensmittelindustrie – Was uns alles schmeckt!“ fühlt der Lebensmittelindustrie auf den Zahn und hilft Verbrauchern mit Warenkunde und Rezepten. Eine Leseprobe gibt es hier.

Du bist gefragt!

Hast Du Anregungen, Ergänzungen oder Fragen? Dann freue ich mich über einen Kommentar.


Quellen / Fußnoten öffnen… ¹ http://www.fda.gov/Food/FoodScienceResearch/TotalDietStudy/ucm184970.htm
https://web.archive.org/web/20140724214332/http://www.fda.gov/Food/FoodScienceResearch/TotalDietStudy/ucm184970.htm
https://www.fda.gov/food/total-diet-study/analytical-results-total-diet-study
² https://web.archive.org/web/20131121110754/http://scripps.edu/news/press/2010/20100329.html
³ https://youtu.be/2MOalhAJO-8

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Torsten Seidel Hier schreibt: Torsten Seidel
Gesundheits-Blogger mit Ausbildung zum ganzheitlichen Gesundheitsberater (fachliche Bez.: »Fachkompetenz für holistische Gesundheit«) mit Weiterbildung in Stressmanagement (IHK). Mehr Informationen in »Über mich«. Gern beantworte ich auch Leserfragen. | Beiträge abonnieren mit RSS-Feed.

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