Zeitumstellung – Und täglich grüßt das MurmeltierLesezeit ~ 5 Min.

Von Torsten Seidel, 19. Oktober 2020, aktualisiert am 15. Dezember 2023.

Seit vielen Jahren gibt es große Debatten darüber, ob die Zeitumstellung Sommer-, Winterzeit sinnvoll ist oder nicht. Die Europäische Union hat zuletzt 2018 erstmals eine EU-weite Umfrage ins Netz gestellt. Die Auswertung sollte bei der Entscheidung berücksichtigt werden. Doch bis zum heutigen Tage wird diese ignoriert. Weiterhin findet man keine Einigkeit in den EU-Staaten. Und so stellen wir auch kommende Nacht getreu dem Motto »Und täglich grüßt das Murmeltier« fleißig um.

Zeitumstellung Sommer / Winter – Hintergründe

In Deutschland wurde die Sommerzeit 1980 eingeführt, in Frankreich schon Mitte der 70er-Jahre. Sie war bis dahin seit dem Ersten Weltkrieg immer mal da und wurde wieder abgeschafft. Erst seit 1981 ist sie dauerhaft gültig aus Gründen der Energieeinsparung. Seit 2002 ist die Sommerzeit EU-weit geregelt. Offiziell handelte es sich nicht mehr um einer besseren Energieeffizienz, sondern um einer Anpassung im europäischen Binnenmarkt. Dies betrifft auch den Güterverkehr der Bahn und Luftfahrt. Dabei wird die Sommerzeit im März um einer Stunde vorgestellt und im Oktober dann wieder eine Stunde zurück. Bis zum heutigen Tag gibt es dabei bei vielen Menschen große Verwirrung.

Eselsbrücke: Im Frühjahr werden die Gartenstühle nach draußen gestellt, im Herbst wieder ZURÜCK in das Haus.

Gesundheitliche Aspekte der Zeitumstellung

Zeitumstellung - Sommerzeit abschaffen oder beibehalten?
Zeitumstellung – Sommerzeit abschaffen oder beibehalten?

Besonders empfindliche Menschen reagieren auf die Zeitumstellung ganz enorm. Da jeder Mensch anders darauf reagiert, kann es auch keine einheitlichen Studien geben. Dennoch gibt es eine der Bundesregierung, die alarmierende Ergebnisse zeigt. Das Dokument kann hier heruntergeladen werden.

Gehe ich von mir aus, so habe ich jedes Mal mächtig mit mir zu kämpfen und das zum Teil bis zu einer Woche. Ganz empfindliche Menschen können sogar bis zu 4 Wochen Probleme haben.

Das hat etwas mit unserem Tag-Nacht-Rhythmus zu tun. Infolgedessen gibt es eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten, da das Immunsystem geschwächt werden kann. Aufgrund von Übermüdung am Tag nach der Umstellung werden auch vermehrt Verkehrsunfälle festgestellt. Laut dem »Auto Club Europa« steigt das Unfallrisiko um 20 % im Vergleich zum Vormonat.

Menschen, die medizinisch versorgt werden müssen, kommen zudem in Probleme. Viele Medikamente müssen in einem bestimmten Abstand eingenommen werden. Hier ist eine Anpassung zu jeder Umstellung oft unumgänglich. Dies betrifft natürlich auch kranke Tiere.

(Nutz-) Tiere wie Milchkühe leiden ebenfalls unter der Umstellung, müssten sie nun eine Stunde früher die geforderte Menge an Milch liefern. Das schaffen sie natürlich nicht und benötigen ca. eine Woche, bis sie die Umstellung verkraftet haben. Auch Hunde oder Katzen verstehen nicht, wieso sie jetzt eine Stunde früher oder später ihr Futter bekommen. Sie haben einen festen Rhythmus, der nicht einfach nachts um 3 umgestellt werden kann.

Und Wildtiere stellen ihre innere Uhr auch nicht um. Zur Dämmerung gehen Sie vermehrt auf Futtersuche und infolgedessen über Straßen. Durch die Zeitumstellung und damit der Verschiebung des Berufsverkehrs wurden in dieser Zeit vermehrt Wildunfälle festgestellt.

Die DAK führt seit min. 2015 Umfragen durch. Das Ergebnis ist ungefähr immer Gleiche: zwischen 73 % und 78 % halten die Zeitumstellung für überflüssig (Quelle).

Die große EU-Umfrage 2018

Am 05. Juli 2018 hat die EU eine öffentliche Umfrage ins Netz gestellt. Jeder der 510 Millionen EU-Bürger war dazu aufgerufen, daran teilzunehmen. Das Formular findet sich auf der Seite der EU noch immer als PDF-Datei (Stand 03/2023). Bis zum 16. August 2018 lief die Umfrage und ich war auf das Ergebnis sehr gespannt.

Das Formular gab es in alle möglichen Sprachen. Es wurden ein paar Fragen gestellt, ob man dafür ist oder dagegen, ob man lieber einheitlich Sommerzeit oder Winterzeit bevorzugt. Hier sollte man bedenken, wünscht man sich grundsätzlich Sommerzeit, so wird es im Winter sehr spät hell. Allerdings wird es später dunkel, was vor allem Menschen zugutekommt, die mit der zeitigen Dunkelheit ihre Probleme haben. Im weiteren Verlauf konnte man seine Meinung kundtun.

Das Ergebnis der Umfrage und der weitere Verlauf

22. August 2018. Laut EU-Kommission haben 4,6 Millionen Bürger an der Umfrage teilgenommen. Dies sei die bisher größte Beteiligung an einer EU-Umfrage. Angesichts der 510 Millionen Bürger hätte ich jedoch deutlich mehr Teilnehmer erwartet. In den folgenden Wochen solle das Ergebnis veröffentlicht werden. Die EU-Kommission warnte allerdings schon davor, die Ergebnisse der Umfrage zu ernst zu nehmen. Es blieb also abzuwarten, inwiefern die Ergebnisse in einer möglichen Neuregelung einfließen würden.

Laut Informationen der EU-Kommission vom 31. August 2018 waren 84 % der Teilnehmer gegen die Zeitumstellung. »Der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker‚ hat die Frage der Sommerzeit auf die politische Tagesordnung gesetzt und damit seinem Grundsatz entsprochen, dass die EU sich in großen Fragen groß zeigen, aber den Mitgliedstaaten Entscheidungen überlassen soll, für die diese am besten geeignet sind.«, so in einer Presse-Mitteilung der EU-Kommission, in der es auch konkrete Zahlen gab. Es lief da hinaus, dass jedes Land selbst entscheiden könne, welche Zeit – Winter (MEZ), oder Sommerzeit – als feste Zeit verwendet werden soll. Es wäre dann also möglich, dass Deutschland künftig nur noch die Sommerzeit hat, das Nachbarland Tschechien jedoch nur die Winterzeit.

Doch wie es aktuell aussieht, wird sich in den nächsten Jahren nichts an der aktuellen Situation ändern. So viel zum Thema Bürger-Befragung … »Es scheint, dass die meisten Mitgliedstaaten mehr Zeit benötigen«, hieß es Anfang Juni 2019 in einem öffentlichen Dokument der rumänischen EU-Ratspräsidentschaft. Am 6. Juni diskutierten die für das Thema verantwortlichen EU-Verkehrsminister darüber. Eine Entscheidung wurde nicht erwartet und kam auch nicht zustande. (Quelle) Daran hat sich auch zum heutigen Tage nichts geändert, wie ich erneut gelesen habe. Somit wird uns diese lästige Umstellerei noch lange erhalten bleiben, mit allen möglichen, gesundheitlichen Folgen.

Bild: kalhh / pixabay.com

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Torsten Seidel Hier schreibt: Torsten Seidel
Gesundheits-Blogger mit Ausbildung zum ganzheitlichen Gesundheitsberater (fachliche Bez.: »Fachkompetenz für holistische Gesundheit«) mit Weiterbildung in Stressmanagement (IHK). Mehr Informationen in »Über mich«. Gern beantworte ich auch Leserfragen. | Beiträge abonnieren mit RSS-Feed.

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