Insekten: gesundheitliche RisikenLesezeit ~ 8 Min.

Von Torsten Seidel, 25. Januar 2023, aktualisiert am 10. September 2024.

Immer häufiger ist zu lesen, dass Insekten die Nahrung der Zukunft sind und sie das Problem des Nahrungsmangels lösen. Wenn man da bestrebt wäre, gäbe es ganz andere Möglichkeiten, Stichwort Lebensmittelverschwendung. Ein weiterer »Vorteil«: Sie sind billig in der Produktion und hoch im Gewinn der Unternehmen. Es wird sogar von »gesundheitlichen Vorteilen« gesprochen. Doch sollten wir wirklich Insekten essen? Sind diese Tierchen wirklich nahrhaft und gut? Dem gehe ich in diesen Beitrag auf den Grund.

Insekten in Lebensmitteln – Fragen und Antworten

Es zeichnen sich im Moment verschiedene Entwicklungen ab, die teilweise bedenklich sind. Es geht um Tierwohl, der Umwelt und gelegentlich noch um gesundheitliche Aspekte. Letzteres kommt mir viel zu kurz.

Aktuelle Entwicklungen

1. Tierwohl

Immer mehr Menschen können das Tierleid nicht mehr ertragen und entscheiden sich für eine vegane Lebensweise. »Für mich muss kein Tier sterben«, so die Meinung vieler. Diesen Aspekt kann ich gut verstehen, wird die industrielle Massentierhaltung immer gravierender, was das Tierleid angeht. Es geht nur um Gewinne. Tiere sind eine Ware und die Haltung in der Massentierhaltung gravierend. Weniger diskutiert als das erwähnte Tierwohl sind damit verbundene Krankheiten. Erst kürzlich deckte Foodwatch auf, dass knapp 40 % der Schweine krankhafte Befunde wie Lungenentzündungen, offene Wunden und Abszesse aufweisen. Bis zu 40 % der Milchkühe leiden an schmerzhafte Erkrankungen der Klauen, 50 % der Bio-Milchkühe haben Euterentzündungen. Und auch den Legehennen geht es nicht besser: 95 % weisen Foodwatch zufolge, Knochenbrüche auf (Quelle). Medikamente wie Antibiotika und Hormone gehen auf den Konsumenten über.

Selbstverständlich gibt es auch heute noch Landwirte, die sich einer artgerechten Haltung und Versorgung verschrieben haben. Diese Produkte wird es aber in der Regel auch direkt im hofeigenen Geschäft geben und nicht im Supermarkt oder Discounter um der Ecke.

2. Die Lebensmittelindustrie

Auch die Lebensmittelindustrie ist bestrebt, am veganen und vegetarischen Markt mitzuverdienen. Es fehlt inzwischen kaum eine Alternative zu Würstchen, Bratwurst, Schnitzel etc. Ob diese Produkte wirklich gut sind, werde ich in einem anderen Beitrag beleuchten. Die Lebensmittelindustrie möchte natürlich auch den Marktanteil abschöpfen, der nicht vegan leben will. Der neue Ansatz: tierische Proteine selbst züchten, das sogenannte »In-vitro-Fleisch«.

Dies ist zu Recht sehr umstritten, da auch hier Tiere leiden müssen. Denn derzeit gibt es noch keine finale Alternative, um das notwendige fötale Kälberserum zu gewinnen.

Die Gewinnung von fötalem Kälberserum ist jedoch mit großem Tierleid verbunden und entspricht damit natürlich nicht dem Grundgedanken von kultiviertem Fleisch. Einer schwangeren Kuh wird dafür unmittelbar nach der Tötung im Schlachthof der Fötus aus der Gebärmutter geschnitten. Dem lebenden und unbetäubten Kalb wird dann, in der Regel durch einen Stich mit einer Nadel direkt ins Herz, alles Blut entnommen.

PeTA, https://www.peta.de/themen/laborfleisch
Speiseinsekten: gesundheitliche Risiken
Speiseinsekten: gesundheitliche Risiken

3. Insekten als Nahrung

Die dritte Entwicklung dreht sich um tierische Alternativen: Insekten, oder (klingt wohl besser), Speiseinsekten.

Da die konventionelle Massentiertierhaltung Umweltprobleme verursachen soll und es ohne Tierleid industriell nicht geht, wurde seit Jahren nach einer weiteren Lösung gesucht. Dies auch, da immer mehr Menschen ernährt werden müssen …, so die Befürworter. Schon seit Jahren isst man Insekten als Delikatesse. Die WHO hat insgesamt über 2100 Insekten als essbar klassifiziert. Januar 2023 wurden in der EU die Hausgrille und der Getreideschimmelkäfer zugelassen, ich berichtete (extern) darüber.

Die Medien haben kräftig die Werbetrommel gerührt. Insekten sind demnach gesund und entlasten die Massentierhaltung enorm. Es gibt in den öffentlichen Medien kaum eine Gegenstimme, abgesehen vom Ekel, den manche erst überwinden müssen. Doch stimmt das? Gibt es keine gesundheitlichen Bedenken?

Publikation der Universität León: Gefahr für die Gesundheit

Das Forscherteam um Carlos Alonso Calleja, Camino González Machado, David Jimenez De Juan und Rosa Capita Gonzalez der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität von León (ULe), untersuchte laut Informationen der spanischen Website »agrodiario.com« den Verzehr von Insekten. Die Forscher sind zu dem Schluss gekommen, dass »der Verzehr von Insekten auch Gesundheitsrisiken birgt« und »mehr Forschung erforderlich ist«, bevor ihre Aufnahme in die Nahrungskette normalisiert wird.

Die Studie kam ans Licht, nachdem die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) Insekten als Strategie zur Bekämpfung des Hungers bezeichnet hatten. Darin haben die Forscher zunächst positiv beurteilt:

»Diese Tiere sind eine alternative und nachhaltige Quelle für hochwertiges Protein, essenzielle Fettsäuren und Mikronährstoffe. Ferner sind sie aus technologischer und kulinarischer Sicht vielseitige Produkte, da sie zerkleinert verarbeitet werden können. Das reduziert die Ablehnung beim Verbraucher. (…) Die Produktion von Insekten ist günstiger für die Umwelt als die traditionelle Tierhaltung« (…) Ihre Produktion und ihr Konsum haben auch wichtige wirtschaftliche Bedeutungen. So ist der Marktpreis von Insekten in den Ländern, die über gut etablierte Produktionssysteme und Vermarktungswege verfügen, um ein Vielfaches höher …«. (…) »Diese Daten, zusammen mit der Tatsache, dass die Produktion von Insekten billiger ist als die von Nutztieren, weisen auf eine gute Geschäftsmöglichkeit hin. Allerdings gibt es Nachteile, wenn wir über den Verzehr von Insekten sprechen, da ihr Verzehr einige potenzielle Gesundheitsrisiken birgt.«

https://www.agrodiario.com/texto-diario/mostrar/3774350/estudio-ule-concluye-consumo-insectos-conlleva-riesgos-salud

Die Fakultät hat herausgefunden, dass der Verzehr von Insekten eine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen könnte. Es könnten Allergien hervorgerufen werden. Das Polysaccharid »Chitin« (Hauptmaterial, aus dem das Exoskelett von Arthropoden besteht) soll laut der Publikation unverdaulich sein, oder die Verdauung einschränken. Ferner aber auch u.a. Tannine, die zusammen mit Proteinen unlösliche Komplexe bilden und deren Bioverfügbarkeit reduzieren. So wird die Aufnahme von Mineralstoffen wie Calcium, Zink, Mangan, Eisen und Magnesium reduziert. Aber auch die Aufnahme sekundärer Pflanzenstoffe und Proteine soll erschwert werden. Herausgefunden wurde auch, dass es zu Hyperglykämie (erhöhter Blutzuckerspiegel) kommen könnte.

Zusammengefasst, die Aufnahme von Mineralstoffen, Vitaminen und Proteinen wird erschwert oder verringert. Ferner könnten die Tiere Giftstoffe enthalten, die sie aufgenommen haben.

Die Studie zeigt auch auf, dass Alkaloide ab bestimmten Dosen für Verbraucher giftig werden könnten. Einige Insekten, wie die Puppen der afrikanischen Seidenraupe (Anaphe venata) Thiaminase enthalten und deren Einnahme Vitamin B1 (Thiamin) zerstört und somit zu Mangelerscheinungen führt.

Ebenso weist die Studie auf die Risiken kryptotoxischer Insekten hin. Das sind Insekten, die Umweltgifte oder Gifte über die Nahrung aufnehmen. »Deren Verzehr sollte vermieden werden, da sie Steroidhormone wie Testosteron enthalten«. Andere Substanzen, die in kryptotoxischen Insekten gefunden werden konnten, sind Cyanogene Glykoside (ein verbreitetes Pflanzengift; in einigen Schmetterlingen vorhanden), die bestimmte lebenswichtige Enzyme hemmen. Oder »Toluol«, ein Giftstoff, der Gehirn, Leber und Nieren angreift. Diese chemische Verbindung wurde in der Familie der Cerambyciden der Gattung Syllitus gefunden.

Der permanente Verzehr dieser »Produkte«, so die Studie, könnte zum verzögerten Wachstum, Hypofertilität (Unfruchtbarkeit), Vermännlichung der Frau, Ödemen, Gelbsucht und Leberkrebs führen.

Exkurs: Was sagt die Bibel dazu?

Als gläubiger Mensch frage ich mich auch, was die Bibel dazu sagt. Es ist unglaublich, dass unter anderem Insekten benannt werden. In 3. Mose Kapitel 11 wird beschrieben, welche Tiere rein und welche unrein sind. Die reinen waren nach der Sintflut aus Mangel an pflanzlicher Nahrung erlaubt. Zu den Insekten heißt es:

Alle krabbelnden und fliegenden Insekten sollt ihr verabscheuen, außer denen, die Sprungbeine haben und am Boden hüpfen. Ihr dürft also die verschiedenen Heuschreckenarten essen. Aber alle anderen Insekten sollt ihr verschmähen!

3.Mose 11,20-23 (Hfa-Übersetzung)

Damit würden in der Natur gefangene Heuschrecken theoretisch essbar sein. Bleibt noch immer die Tatsache, dass sie Giftstoffe aufnehmen können, die es damals nicht gab. Andere Insekten fallen aber alle in die Kategorie »unrein«. Wie ich bereits hier aufgezeigt habe, lässt sich die Ordnung zwischen rein und unrein wissenschaftlich belegen. Unreine Tiere können so wissenschaftlich als »ungesund« klassifiziert werden.

Mein Fazit

Als reines Insekt könnte man die Heuschrecke und damit auch die Grille essen. Kommt diese aus dem Labor oder Massentierfarmen, würde ich das nicht mehr so sehen. Schließlich ernähren sich die Tierchen dort mit vermutlich Tausenden oder gar Millionen nicht artgerecht, wenn auch angepriesen. Alle anderen Insekten, wie auch Käfer, Würmer, Schmetterlinge etc., wären aber generell ausgeschlossen.

Wie die Studie aufgezeigt hat, ist auch hier der Grund zu erkennen: Es gibt begründete gesundheitliche Risiken, die nicht ausgeblendet werden können. Für uns Verbrauchen gibt es zumindest wo deklarationspflichtig die Möglichkeit die Zutaten zu studieren. Für mich ist das schon lange Alltag geworden, da ich auch auf anderen Inhaltsstoffen achte und teilweise achten muss.

Letzter Gedanke in den Raum gestellt: Was ist mit dem so oft erwähnten »Tierwohl«, wenn wir über Insekten sprechen? Bedenklich sind Insekten auch bei loser Ware. Das wäre beim Bäcker oder im Restaurant. Bäcker und Gastronomen müssen auch die neu zugelassenen Insektenzutaten ausweisen, wie auch andere Allergene. Doch dann sitzt man meist bereits am Tisch …

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Torsten Seidel Hier schreibt: Torsten Seidel
Gesundheits-Blogger mit Ausbildung zum ganzheitlichen Gesundheitsberater (fachliche Bez.: »Fachkompetenz für holistische Gesundheit«) mit Weiterbildung in Stressmanagement (IHK). Mehr Informationen in »Über mich«. Gern beantworte ich auch Leserfragen. | Beiträge abonnieren mit RSS-Feed.

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